Lokomotivführer bestraft mit Ohrfeigen
Auf den Artikel Ziegen stoppen Zug in Salez habe ich einige Zuschriften erhalten und möchte folgende Bemerkungen hiezu noch anbringen: Ich denke, der Lokführer hatte gut reagiert, Ohrfeigen waren zu verschmerzen, eine Geldstrafe hätte unnötigerweise grösseren Schaden angerichtet. Der Junge sah seinen Fehler ein und wurde dafür bestraft – der Heimweg an den vielen Frauen vorbei war vielleicht schlimmer.
Das damalige Zugpersonal wird übrigens in dieser Lebensgeschichte mehrmals liebenswert erwähnt:
…Der Stationsvorstand kannte mich wohl, aber er wusste auch, dass wir arme Leute waren und drückte ein Auge zu. Einmal stand gerade ein grosser, dicker Herr bei ihm, als ich mein Billet bestellte: “Oberriet retour”. Der Vorstand war auch sehr korpulent und fragte mich: “Ja, wie alt bist du?” “Nüni g’si”. Die beiden blinzelten einander lächelnd an. Ich war damals etwa 13 Jahre alt und hatte es schon gespannt, dass sie sich ein wenig belustigen wollten. Dann lächelte aber auch ich und sagte: “Es ist aber o nöd i dr Ornig, dass me dr Pris noch am Alter asetzt, es sött nochem Gwicht goo”. Bravo rief der Vorstand und beide schauten mich lieb an und lachten herzlich…
„… Einmal hatte ich meine Handschuhe einfach nicht mehr und wusste gar nicht, wo ich sie vergessen oder verloren habe. Als ich wieder mein Billet lösen kam, fragte der Vorstand ob ich nichts zu wenig hätte. “Jo woll d’Hendscha”. “Lueg do sinds” und gab sie mir. “Die sind jetzt d’Sangalle inne gsi. De Kundigtör heds bhönnt und hed gseit, die ghörend em seba chlina Büebli wo allemol vo Salez of Oberriet abi fahrt.” Ich war sehr froh, dankte und sagte noch dazu: “I wött i wär o drbi gsi”…
„… Der Stationsvorstand von Oberriet sass als alleiniger Gast am runden Tisch. Der kannte mich vom vielen Sehen und sagte: “Lueget jez chunt s’Salezer Büebli”. Die kleine dicke Wirtin kam herbei und fragte recht freundlich was ich wünsche. “E Pürli” und der Vorstand sagte “jo Büebli do muest no lang warte, sitz du no e chli ab” und zur Wirtin “gend ihm do e Gläsli Wii dass er cha verwarme, magst?”…
„… Schläge waren sich die Jungs doazmol gewohnt, hier ein Beispiel aus der Schule … weil andere Schüler – nicht alle – auch sehr oft körperliche Strafen erhielten, weil sie nicht zu antworten wussten. Vielleicht hat er (der Lehrer) nicht gewusst, dass man einem Gelehrsamkeit und Weisheit weder durch Hände noch durch die Haare oder den Hintern eingeben kann. In dieser Beziehung war er aber tatsächlich ein sehr geplagter Mann, denn es gab doch immerhin furchtbare Stöcke und Faulenzer, die ihm das Leben verbitterten.“…