Haag – kaum wiederzuerkennen

Als die Haager Kreuzung nicht nur Gesprächsstoff lieferte sondern auch Gespräche zuliess:

Haag Foto Verlag Max Bauer, Fotograf, St. Gallen _RU

Haag Foto Verlag Max Bauer, Fotograf, St. Gallen _RU

Herzlichen Dank an Roger Urfer, der uns diese und viele weitere alte Fotos zukommen liess.
Link zur Sammlung über das damalige Haag

De Chuttle-Fuchs

(Erster Teil der vierteiligen Artikelserie zum Thema Verkehrswege)

Anlässlich der letztjährigen Sammlung von „Frauengeschichten“ wurden auch Erinnerungen über die damaligen Männer erzählt. Folgende zwei Anekdoten hier als Einstieg zum Thema Strassenverkehr:

„Der Chuttle-Fuchs arbeitete in jungen Jahren für die Metzgerei in Sennwald, daher wohl sein Übername. Später war er Ausläufer von Beck Berger in Salez, weshalb ihn die einen auch Büürli-Fuchs nannten.“ „Jeden Tag ging der Chuttle-Fuchs mit Brot auf seinem Handwagen in ein anderes Dorf unserer Gemeinde. Auf dem Brückenwägeli hatte er eine grosse Zaine mit dem Brot und einer Decke darüber. Er ging sogar zu Fuss wegen einem Brötli in die Cholgrueb hinauf in Sennwald, den Wagen liess er jeweils unten beim Schäfli stehen. Er machte dies jahrelang, immer zu Fuss.

Der Bärenlöchler [aus Salez] hatte eine Buurerei und besass ein bhäbigs schweres Pferd. Dieses Pferd konnte man nicht aus der Ruhe bringen. Der Bärenlöchler hatte die Angewohnheit, auf dem Wagen einzuschlafen. Beim Mädli machen schlief er oft ein, das Ross lief einfach weiter. Und wenn es dem Ross dann verleidete, lief es auf die Strasse raus, um nach Hause zu gehen und der Fuhrmann erwachte wieder. Autos gab’s ja damals selten und waren somit keine Gefahr.

Der Chuttle-Fuchs lieferte auch Brot ins Restaurant Bad Forstegg. Er stellte den Handwagen dort nicht etwa auf den Parkplatz, sondern liess ihn einfach am rechten Strassenrand stehen. Da kam eben einmal der Bärenlöchler schlafend mit Ross und Wagen daher, das Ross lief brav am rechten Strassenrand. Da der Wagen breiter war als das Ross, stiess dieser mit dem vorderen rechten Eck in das Brotwägeli, welches umkippte. Das Brot fiel aus der Kiste heraus und rollte über die Strasse. Ein Brötchen wurde unter dem Wagen zerquetscht. Es wurde dann so geregelt, dass das Handwägeli aufgestellt und das Brot wieder eingesammelt wurde und der Bärenlöchler das zerquetschte Brot bezahlte und dem Ross zu fressen gab.“

„Mir Haager Buebe hend denn de Chuttle-Fuchs o plaaget: Wenn er mit sim Charre cho ischt, het er en grad bi üüs hergstellt und isch s‘Brot go verteile. Denn hommer em en Stecke bi de Rad i d‘Speiche toa. Denn isch er wieder cho und isch driighanget i de Wage, und wo denn de Stecke a de Brugg aagstande isch, so dass s‘Rad no het chönne drehe, denn isch denn wieder loosgange. Mir hend denn hinderem Stall g‘loset wie‘n er stalliert.“

Frauen Sennwalds

Ich freue mich, dass

  • das fünfte Doazmol-Buch (mit Geschichten und Anekdoten über die Frauen in Sax, Frümsen, Sennwald, Salez und Haag) diese Woche erschienen ist – und so begeistert Anklang findet
  • die Tonaufnahmen einiger Anekdoten aus dem „Frauenbuch“ in allen fünf Dörfern Sennwalds wie vorgesehen durchgeführt werden konnten
  • ich in den vergangenen Tagen auf einen Sennwalder hingewiesen wurde, der zusätzlich unbedingt auch in Ton aufgenommen werden müsse – tatsächlich ein genialer Sprecher – und heute zwei Texte und natürlich auch die beiden Sprüche „Eine Zeine voll Seife …“ und „Ich werfe dir einen Stein …“ auf Band (resp. digital) gesprochen hat

Hier stellvertretend ein Müsterchen: Feierabend im Schäfli:

„Wenn Gescht überhoggat sind und s’Ziit gsä ischt zum Firobet macha, denn hät s’Röösli Pfääschter uuftoa – het aber nünt gsaat.
Aaber ma het gwüsst, as ma mos goo. Meischtens hommer denn o g’folgat.“

Die anderen vertonten Anekdoten finden Sie hier.

weitere alte Fotos hochgeladen – neu auch von Haag

Habe diese Woche das in diesem Jahr angesammelte Material gesichtet, sortiert und hochgeladen.
Es freut mich besonders, nun auch alte Dokumente aus Haag präsentieren zu können, siehe hier

Sennwalder Dorfdialekte – Uebersetzer und Sprecher gesucht

Die Sammlung von Geschichten und Anekdoten über die Sennwalder Frauen doazmol ist abgeschlossen und wird zur Zeit zu einem Buch zusammengestellt.

Einige der Anekdoten möchte ich in den jeweiligen Dorfdialekt übersetzen und dann von einem Original-Sprecher Tonaufnahmen machen. Das heisst, ich suche für alle 5 Dörfer Sennwalds sowohl „Übersetzer“ als auch „Sprecher“.

Bitte unbedingt bei mir melden, wenn Sie dabei mitmachen wollen, oder jemanden kennen, der geeignet ist. (Sowohl Übersetzer als auch Sprecher bleiben anonym, es werden keine Namen veröffentlichet.)

Sennwalder Familienwappen

sennwalder wappen verzeichnis

sennwalder familienwappen 2

sennwalder familienwappen 1

Einsturz der Brücke in Salez

 

Episode 2 – Als die Brücke zwischen Salez und Haag auf ihre Tragfähigkeit getestet wurde: (aus „kurze Lebensbeschreibung und Jugenderinnerungen“ verfasst von Christian Tinner, geboren 1880)

„Selbstredend mussten über den (neu erbauten Werdenberger Binnen-)Kanal auch Brücken erstellt werden, die dann auf ihre Tragkraft geprüft wurden. So erinnere ich mich noch lebhaft an die Prüfung der Kanalbrücke zwischen Salez und Haag, die etwa 500 m von Vaters Häuschen weg war. Der ersehnte Tag war da. Viele, viele Kiesfuhrwerke fuhren heran. Sie wurden mitten in die Brücke gestellt, die ganze Breite und Länge besetzt. Der etwa 12-15 m breite Kanal führte mehr als metertief scharf fliessendes Wasser. Schwarz befrackte Herren kletterten ausserhalb an den eisernen Brückenbalken herum und massen und massen.

Was sehe ich? Ich werde gewahr, dass in der Mitte der Brücke erst ganz langsam die Kiesfuder sich zu bewegen beginnen, dass ganz langsam sich die Brücke senkt, die äusseren Wagen fangen auch an, sich zu bewegen, die inneren schneller, von beiden Seiten her fahren sie in die Mitte und übereinander, die Brücke bricht. Die dicken eisernen Balken sind gekrümt wie „Türggebengel“ und ragen ins Wasser hinunter. Dort unten sehe ich einen Herrn, der halb im Wasser hängt, eingezwängt ist zwischen Eisenbalken, die Kanalwellen spielen lustig mit den Flügeln seines Frackes, er aber ruft um Hilfe. Man weiss nicht in welchem Augenblick sich die Wagen weiter in Bewegung setzen könnten und so ist gewiss zu sagen, dass es beherzte Männer waren, welche den Verletzten aus der Situation retteten.

Einige Minuten später sah ich einen Trupp Männer, darunter auch mein Vater, welche einen befrackten Herrn umringten, packten und in den Kanal hinein zu werfen drohten. Das war der für den Brückenbau verantwortliche Ingenieur, Herr Wey. Die Sache bekam ein gerichtliches Nachspiel, dessen Verlauf und Ergebnis mir nicht bekannt ist.

Mich interessierte mehr, dass wir dann nachher auf der Abbruchstelle Eisennieten suchen und um einige Rappen abgeben konnten.“