Ziegenhirten

Anlässlich der Recherche zu Doazmol Band 6 über die Berggänger damals im Alpstein entdeckten wir in den historischen Reisebeschrieben einige Passagen zur Region Werdenberg. Hier eine erste Kostprobe:
(Textauszug gefunden in „Beschreibung der schweizerischen Alpen- und Landwirthschaft“. Johann Rudolf Steinmüller, Steinerische Buchhandlung Winterthur, 1804)

„Einzig auf einer Alp der Gemeinde Gambs hält man des Sommers eine Ziegenheerde, um Käse von ihrer Milch zu kochen.
In allen übrigen Dörfern, Fontnas ausgenommen, hat man grosse gemeinsame Ziegenbehirtschaften, die von einem Hirten alle Morgen auf die Weide getrieben, und an jedem Abend wieder zurückgebracht werden. Vorzüglich die ärmere Volksklasse, die keine Kühe vermag, hält an ihrer Statt Ziegen, und die Milch derselben wird meistens überall zum Kaffe benutzt.
Neben dem allgemein bekannten Schaden, den diese Thiere in den Waldungen anrichten, beschädigen sie auch hin und wieder zahme junge Bäumchen im Thale, indem sie bisweilen, ungeachtet aller Vorsicht, sich denselben zu bemächtigen Wissen.“

“Damals im Alpstein” (Doazmol Band 6) erscheint Ende Juni 2015 und kann bereits jetzt gerne vorbestellt werden. Der hier präsentierte Text ist nicht im Buch enthalten, stattdessen jedoch die herrliche Schilderung eines damaligen Geissbuben über seine Erlebnisse. (dreiseitiger Textauszug aus „Lebensgeschichte und Natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg“ von Ulrich Bräker, hrsg. von H. H. Füssli. Zürich bey Orell, Gessner, Füssli und Compagnie 1789)

Gamser Kirche

„Wie die Gamser Kirche zu Ihrem Grundstück kam“: (Auszug aus „Ein familiengeschichtlicher Rückblick“ von Theo Schöb-Bauer)

Urgrossvater Michael Anton Schöb wurde am 7. September 1814 in Gams geboren und …. ist im Band 1 der Gamser Bürgerregister eingetragen. Seine Vorfahren befinden sich nicht in den Registern, weil vorher die Geburten nur beim Pfarramt, in die sogenannten Kirchenbücher, eingetragen wurden. In Gams war er Mesmer und führte einen kleinen Bauernbetrieb. Er verehelichte sich … 1835 mit Elisabetha Kaiser aus Gams. …. Aus dieser Ehe sind sieben Kinder, drei Knaben und vier Mädchen, hervorgegangen. …

Neben seiner Tätigkeit als Mesmer und Landwirt fertigte Urgrossvater dank seiner handwerklichen Begabung unter anderem auch Schlitten an. Darum auch das nicht zutreffende Gerücht, er sei Wagner gewesen.

… 1860 wurde die ganze neunköpfige Familie von einem harten gemeindepolitischen Entscheid getroffen. Urgrossvaters Bauerngütlein samt Wohnhaus stand auf dem schönsten Platz der Gemeinde Gams. Und weil man eine neue Kirche bauen wollte, sollte sie auch den schönsten Platz im Dorf erhalten. Da gab es kein Wehren und keine Einsprache: in einem amtlichen Enteignungsverfahren musste Michael Anton Schöb Haus und Hof, Grund und Boden für den Kirchenbau abtreten.

Verärgert liess er sich auch vom verheissenen Segen Gottes nicht trösten, schüttelte noch im gleichen Jahr den Gamser Staub von den Füssen, verliess sein geliebtes Dorf und zog grollend mit seiner ganzen Familie und der beweglichen Habe von dannen, um sich in Dieselbach, Gemeinde Mogelsberg, Untertoggenburg, niederzulassen, wo er ein grösseres Heimwesen erworben hatte. Hier versuchte Urgrossvater Schöb mit seiner Frau eine neue Existenz aufzubauen, wobei auch ihre sieben Kinder tatkräftig mitzuhelfen hatten.

… Das jüngste Kind, Markus Anton, war damals 11 Jahre alt. Nachdem er sich schon in Gams als Hirtenknabe auf den nahen Alpen nützlich gemacht hatte, legte er auch in Dieselbach gerne und kräftig Hand an und hatte unter anderem auch die Milch in die Käserei, in die „Hütte“, zu bringen. Für die Mass Milch (1 1/2 Liter) gab’s 11 Rappen.