Fehlplanung beim Bau der Salezer Brücke

Zusammenbruch Salezer Brücke - Herkunft Foto unbekannt


Dieses Bild hatte ich vor längerer Zeit mal zwischengespeichert, um es hier zusammen mit dem entsprechenden Text des Salezer Fädlerbuben publizieren zu können. Leider hatte ich die Bildquelle nicht notiert. Die Textstelle hier unten einkopiert.

“Selbstredend mussten über den [neu gebauten Binnen-]Kanal auch Brücken erstellt werden, die dann auf ihre Tragkraft geprüft wurden. So erinnere ich mich noch lebhaft an die Prüfung der Kanalbrücke zwischen Salez und Haag, die etwa 500 m von Vaters Häuschen weg war. Der ersehnte Tag war da. Viele, viele Kiesfuhrwerke fuhren heran. Sie wurden mitten in die Brücke gestellt, die ganze Breite und Länge besetzt. Der etwa 12-15 m breite Kanal führte mehr als metertief scharf fliessendes Wasser. Schwarz befrackte Herren kletterten ausserhalb an den eisernen Brückenbalken herum und massen und massen.

Was sehe ich? Ich werde gewahr, dass in der Mitte der Brücke erst ganz langsam die Kiesfuder sich zu bewegen beginnen, dass ganz langsam sich die Brücke senkt, die äusseren Wagen fangen auch an, sich zu bewegen, die inneren schneller, von beiden Seiten her fahren sie in die Mitte und übereinander, die Brücke bricht. Die dicken eisernen Balken sind gekrümt wie “Türggebengel” und ragen ins Wasser hinunter. Dort unten sehe ich einen Herrn, der halb im Wasser hängt, eingezwängt ist zwischen Eisenbalken, die Kanalwellen spielen lustig mit den Flügeln seines Frackes, er aber ruft um Hilfe. Man weiss nicht in welchem Augenblick sich die Wagen weiter in Bewegung setzen könnten und so ist gewiss zu sagen, dass es beherzte Männer waren, welche den Verletzten aus der Situation retteten.

Einige Minuten später sah ich einen Trupp Männer, darunter auch mein Vater, welche einen befrackten Herrn umringten, packten und in den Kanal hinein zu werfen drohten. Das war der für den Brückenbau verantwortliche Ingenieur, Herr Wey. Die Sache bekam ein gerichtliches Nachspiel, dessen Verlauf und Ergebnis mir nicht bekannt ist.

Mich interessierte mehr, dass wir dann nachher auf der Abbruchstelle Eisennieten suchen und um einige Rappen abgeben konnten.”

Weitere Textauszüge des Fädlerbuben, die Salez betreffen, finden Sie hier.

Einsturz der Brücke in Salez

 

Episode 2 – Als die Brücke zwischen Salez und Haag auf ihre Tragfähigkeit getestet wurde: (aus „kurze Lebensbeschreibung und Jugenderinnerungen“ verfasst von Christian Tinner, geboren 1880)

„Selbstredend mussten über den (neu erbauten Werdenberger Binnen-)Kanal auch Brücken erstellt werden, die dann auf ihre Tragkraft geprüft wurden. So erinnere ich mich noch lebhaft an die Prüfung der Kanalbrücke zwischen Salez und Haag, die etwa 500 m von Vaters Häuschen weg war. Der ersehnte Tag war da. Viele, viele Kiesfuhrwerke fuhren heran. Sie wurden mitten in die Brücke gestellt, die ganze Breite und Länge besetzt. Der etwa 12-15 m breite Kanal führte mehr als metertief scharf fliessendes Wasser. Schwarz befrackte Herren kletterten ausserhalb an den eisernen Brückenbalken herum und massen und massen.

Was sehe ich? Ich werde gewahr, dass in der Mitte der Brücke erst ganz langsam die Kiesfuder sich zu bewegen beginnen, dass ganz langsam sich die Brücke senkt, die äusseren Wagen fangen auch an, sich zu bewegen, die inneren schneller, von beiden Seiten her fahren sie in die Mitte und übereinander, die Brücke bricht. Die dicken eisernen Balken sind gekrümt wie „Türggebengel“ und ragen ins Wasser hinunter. Dort unten sehe ich einen Herrn, der halb im Wasser hängt, eingezwängt ist zwischen Eisenbalken, die Kanalwellen spielen lustig mit den Flügeln seines Frackes, er aber ruft um Hilfe. Man weiss nicht in welchem Augenblick sich die Wagen weiter in Bewegung setzen könnten und so ist gewiss zu sagen, dass es beherzte Männer waren, welche den Verletzten aus der Situation retteten.

Einige Minuten später sah ich einen Trupp Männer, darunter auch mein Vater, welche einen befrackten Herrn umringten, packten und in den Kanal hinein zu werfen drohten. Das war der für den Brückenbau verantwortliche Ingenieur, Herr Wey. Die Sache bekam ein gerichtliches Nachspiel, dessen Verlauf und Ergebnis mir nicht bekannt ist.

Mich interessierte mehr, dass wir dann nachher auf der Abbruchstelle Eisennieten suchen und um einige Rappen abgeben konnten.“

Die italienische Köchin beim Bau des Binnenkanals

 

Episode 1 – Die italienische Marie beim Bau des Binnenkanals: (aus „kurze Lebensbeschreibung und Jugenderinnerungen“ verfasst von Christian Tinner, geboren 1880)

„Als wir in Salez wohnten und ich kaum 2-3 Jahre alt gewesen sein musste, ist der Werdenberger Binnenkanal gegraben worden. Unser Häuschen stand wenige hundert Meter von demselben entfernt. Die „Rucharbeiten“ wurden damals, und es blieb so noch viele Jahre, meistens von Italienern ausgeführt, weil die schweizerische Arbeiterschaft den Verdienst in den Industrien vorzog.
So waren also auch für die Kanalarbeiten fast ausschliesslich Italiener und Südtiroler da. Sie bewohnten eine grosse Holzbaracke und führten gemeinsame Küche, die ihnen von einer jungen, sehr schönen, schwarzkrausigen, rotbackigen Marie besorgt wurde. Bei dieser Marie hielt ich mich damals die meisten Tagesstunden auf.

Ich konnte ihr manches Dienstlein tun und auch etwa für sie leichtere Botendienste verrichten. Von ihr bekam ich manchen guten Bissen: Polenta, Maccaroni und Minestra. Deutsch sprach und verstand sie wenig und ich und sie verkehrten miteinander „italienisch“ was und so viel ich als 2-3 jähriges Büblein eben von ihr lernte. Meinem Vater machte es oft grossen Spass, wenn er uns zwei „parlen“ hörte.

Jene Marie hatte ich lieb wie man die Mutter liebt. Es sind jetzt seither viele Jahre verstrichen. Ich habe nie mehr etwas von ihr gehört. Möge der liebe „Himmeldätti“, wie ich damals sagte, ihr die ewige Liebe gegeben haben.“