Tätowierte Weiber
Anlässlich der Recherche zu Doazmol Band 6 über die Berggänger damals im Alpstein entdeckten wir in den historischen Reisebeschrieben einige Passagen zu den Regionen im Rheintal. Eine weitere Kostprobe:
(Textauszug gefunden in „Schilderung des Gebirgsvolkes“. Johann Gottfried Ebel, Pet. Phil. Wolfische Buchhandlung, Leipzig 1802)
„Mit dem engen Pass Hirzensprung hören die zerbrochenen Felsenhügel auf, und hier tritt man wieder in das flache breite Thal. Dieser ganze Distrikt von Haard bis hinter dem Dorfe Rüti ist der grösste, aber der unfruchtbarste des ganzen Rheintals; Buchwaldungen bedecken die Bergseiten und grosse Weiden die Thalfläche am Rhein.
Viele Weiber, welche ich in diesem Grenzbezirk sah, hatten auf dem linken Arm schwarze Zeichnungen, welche meistens ein Kreuz und Kleeblatt vorstellen. Der Griffel, womit sie gemacht werden, ist eine Nadel; das beliebige Zeichen wird hiermit in die Haut eingestochen und dann mit Schiesspulver tüchtig gerieben, welches aus jedem blutigen Nadelstich einen schwarzen Punkt bildet, der nie wieder verlischt.
Diese Sitte ist erst nach der Reformation entstanden und hat seinen Ursprung nicht in einer indianischen Verzierungsliebe des Körpers, sondern lediglich in dem mönchischen Geist des unduldsamen Papism, welcher jedes Glied der allein seligmachenden Kirche selbst nach dem Tode an einem körperlichen Zeichen erkennen und von den Ketzern unterscheiden wollte. Die Einwohner des Oberrieder Bezirks sind meistens katholisch.“
“Damals im Alpstein” (Doazmol Band 6) erscheint Ende Juni 2015 und kann bereits jetzt gerne vorbestellt werden. Der hier präsentierte Text ist nicht im Buch enthalten.
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