Die italienische Köchin beim Bau des Binnenkanals

 

Episode 1 – Die italienische Marie beim Bau des Binnenkanals: (aus „kurze Lebensbeschreibung und Jugenderinnerungen“ verfasst von Christian Tinner, geboren 1880)

„Als wir in Salez wohnten und ich kaum 2-3 Jahre alt gewesen sein musste, ist der Werdenberger Binnenkanal gegraben worden. Unser Häuschen stand wenige hundert Meter von demselben entfernt. Die „Rucharbeiten“ wurden damals, und es blieb so noch viele Jahre, meistens von Italienern ausgeführt, weil die schweizerische Arbeiterschaft den Verdienst in den Industrien vorzog.
So waren also auch für die Kanalarbeiten fast ausschliesslich Italiener und Südtiroler da. Sie bewohnten eine grosse Holzbaracke und führten gemeinsame Küche, die ihnen von einer jungen, sehr schönen, schwarzkrausigen, rotbackigen Marie besorgt wurde. Bei dieser Marie hielt ich mich damals die meisten Tagesstunden auf.

Ich konnte ihr manches Dienstlein tun und auch etwa für sie leichtere Botendienste verrichten. Von ihr bekam ich manchen guten Bissen: Polenta, Maccaroni und Minestra. Deutsch sprach und verstand sie wenig und ich und sie verkehrten miteinander „italienisch“ was und so viel ich als 2-3 jähriges Büblein eben von ihr lernte. Meinem Vater machte es oft grossen Spass, wenn er uns zwei „parlen“ hörte.

Jene Marie hatte ich lieb wie man die Mutter liebt. Es sind jetzt seither viele Jahre verstrichen. Ich habe nie mehr etwas von ihr gehört. Möge der liebe „Himmeldätti“, wie ich damals sagte, ihr die ewige Liebe gegeben haben.“


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