Sax
eingesandt: Begehrte Rossbölla
„Mini Grosmuetter ischt z Sax im Höfli ufgwachsa und mir hend ihra immer gern zuegloset wenn sie vo doazmol verzellt het, ihra Lieblingsspruch ischt gsi „s ischt nüma wia albigs“. Ei Gschicht wo ich bsonders gern gha ha, ischt dia mit da Rossbölla: Wenn nämert mit Ross dur Sax gfahra oder glaufa ischt, hend d Gofa müesa d Rossbölla mit ema Schüfeli go zämalese für in Garta, s ischt genau abgmacht gsi, vo wo bis wo vor em Hus dia Bölla wem ghörend, het emol eine echli zwit öbera griffa , hends enand mit dem Schüfeli uf da Grind geh…….
Min Vatter het immer vo da „Türggabüch“ gschwärmt, wo sini Mueter amel gmacht heg, da isch a süesses Gebäck us Türgga, i has emol versuecht z macha, aber leider kei Lob gerntet bi ihm. … „
„Grossmutters Schuljahre“: (aus „Erinnerungen an meine Jugend“ von Lina Mathis-Vetsch)
Meine Grossmutter Lina war das erste Kind der jungen Eheleute Johannes und Elisabeth Bernegger und wurde 1884 in Sax geboren. Die junge Familie lebte von der Landwirtschaft. Im Jahre 1885 erbauten sie im Farnen Sax ein eigenes Haus und eröffneten dort fünf Jahre später die Gastwirtschaft zum Rössli.
In der Schule
Das Mädchen wuchs heran, besuchte in Sax die Primarschule und kam stets mit guten Zeugnisnoten nach Hause. Daran freute sich ihr Vater besonders und schickte sie wohlweislich in die Sekundarschule. Dies war zu jener Zeit für Mädchen eine Seltenheit. Die waren doch bestimmt zum Heiraten, Haushalten und Kinder erziehen: Also brauchen sie keine höhere Schulbildung war die damalige Volksmeinung. Linas Vater war aber selbst ein kluger, weitsichtiger Mann, also besuchte das Mädchen die Sekundarschule in Frümsen. Den Weg dorthin legte sie täglich zu Fuss zurück. Das Mittagessen konnte sie bei der Base in Frümsen einnehmen.
Der lange Heimweg am späten Nachmittag dauerte in der kalten Jahreszeit oft bis in die Dunkelheit. So geschah folgendes: Es sei schon recht dunkel gewesen. Strassenlaternen gab es nur wenige im Dorf. Ausserhalb der Häuser war es stockdunkel. Das Mädchen war auf dem Heimweg auf der geraden Strecke im Farnen Richtung Rössli. Plötzlich kam ihr eine Gestalt mit einer Sturmlaterne entgegen. Angst stieg in ihr hoch. Sie legte sich unverzüglich einen schwerfälligen Gang zu, sodass die Nagelschuhe in der Kiesstrasse ein Kratzgeräusch erzeugten. Durch diese Töne bekam es aber auch die „Sturmlaterne“ mit der Angst zu tun und machte rechtsumkehrt. Als Lina zu Hause ankam, erzählte sie ihrer Mutter von dieser Beinahe-Begegnung. Da musste die Mutter lachen und gestand, dass sie es war auf der Suche nach ihr.
Kleidung in der Sekundarschule
In der Sekundarklasse waren vier Mädchen und sechzehn Knaben. Die Knaben trugen Hemd und Hosen, darüber einen Kittel. Für den Fototermin gar eine Krawatte und eine Studentenmütze. Die Mädchen trugen lange Röcke, ein hochgeschlossenes, langärmliges Oberteil und darüber eine schwarze Schürze, deren Saum nicht selten mit Spitzen verziert war. Lederschuhe mit genagelten Sohlen war die Fussbekleidung für Buben und Mädchen. Dazu sicher wollene Strümpfe, die wohl mit einem Gummiband an einem „Gstältli“ befestigt waren.
„Restaurant Rössli in Sax“: (aus „Erinnerungen an meine Jugend“ von Lina Mathis-Vetsch)
Das Restaurant Rössli stand etwas ausserhalb des Dorfes. So kam es, dass dort oft Fuhrleute Rast machten. Die Pferde wurden an die Haken an der Hauswand angebunden, Wasser wurde ihnen hingestellt und der Hafersack umgebunden, damit die treuen Zugtiere wieder Kraft tanken konnten. Derweil löschten die Fuhrmänner in der Wirtschaft den Durst und tauschten Neuigkeiten aus.
Nebst der Landwirtschaft handelte Linas Vater auch mit Pferden. So reiste er oft nach Ungarn, um gute Pferde zu kaufen, in die Schweiz zu importieren und weiter zu verkaufen.
Jahre später führte die Tochter Katharina das elterliche Restaurant Rössli in Sax. Längere finanzielle Schwierigkeiten trieben sie zu einer Verzweiflungstat. Sie legte Feuer im Wirtshaus. Im gegenüber liegenden Stall fand die Polizei Porzellan und Silberbesteck. So wurde sie als Brandstifterin entlarvt und verurteilt.
Die Grundmauern des Restaurants stehen noch heute. Sie wurden überdacht und als Wagenschopf genutzt.
Tonaufnahmen:
Sprüche in den 5 Dialekten der Sennwalder Dörfer : Link
Fotos und Postkarten:
Postkarten aus der Sammlung von Roger Urfer: